Überführung

Überführung Breege – Flensburg

Zeitraum:05. bis 13. April 2019
Schiff:Hanse 389
Crew:Jörg und Synke mit Christian

Route: Breege – Warnemünde – Burgstaaken – Kiel – Kappeln – Flensburg / 222 Meilen

Nachdem wir den Winter genutzt haben, um Freunde und Familie zu treffen, ins Kino, Theater und zu Konzerten zu gehen, unsere Wohnung zu vervollständigen, wurden wir Mitte März schon ganz zappelig. Der erste Törn im Jahr ist immer besonders: kalt zum Beispiel, aber natürlich auch schön.

Christian traf bereits am Donnerstag Abend bei uns ein, die großen Taschen standen schon vollgepackt und der Gedanke an den Weg zum S-Bahnhof mit diesen Taschen war gruselig. Wir haben es geschafft, keiner ist in die Knie gegangen und wir waren pünktlich. Die Zugfahrt nach Sargard war, wie eine Zugfahrt sein sollte, das Taxi wartete zuverlässig und gegen 14:00 Uhr trafen wir in Breege ein. Mit Schiffsübernahme, Einkauf und Einräumen verging der Nachmittag schnell. Zwischendurch war eine kleine Stärkung notwendig, die fand sich in Form von Fischbrötchen in der kleinen Hafenräucherei.

Die zweite Crew mit Tino als Skipper traf etwas später ein. Auf dem Steg war dann auch ziemlich was los, die Frühjahrswettfahrt nach Warnemünde von Iventsailing fand ebenfalls statt und wir trafen Segelfreunde und verabredeten uns für später. Abendessen war im Boddenstübchen gewohnt gut.

Sonnenaufgang-Breege

Am Samstag um 05:30 Uhr starteten wir bei Dämmerung und genossen wenig später unser Stehfrühstück im Cockpit mit Aussicht auf einen spektakulären Sonnenaufgang. Die Meilen durch das Hiddenseefahrwasser fuhren wir unter Motor, da der Wind sich etwas verspätet hatte.

Wir setzten an Tonne 1 die Segel und fuhren zunächst zum Zeitvertreib ein paar Manöver, um dann gemeinsam mit der Regatta zu starten. Zunächst noch auf Raumschotkurs, fielen wir etwas später ab auf Vorwindkurs. Das war nicht ganz so geplant und dann ließ der Wind zwischendurch auch noch nach. Also kreuzten wir vorm Wind, um nicht stehenzubleiben. Ab Darsser Ort hofften wir auf Zunahme und einen Raumschotkurs, aber der Wind drehte mit und pustete küstenparallel. Am Nachmittag dann endlich kam ordentlich Wind auf, so dass wir doch noch zu unserem Segelspaß kamen. Fest waren wir nach gut 12 Stunden und staunten über frühlingshafte Temperaturen in Warnemünde.

Sonntag: wir mußten dringend ausschlafen!

Die Feier nachts war lang, das kennen wir schon. Auch, dass es immer was zu reparieren gibt auf dem Schiff. Bei strahlendem Sonnenschein unterstützte uns Tinos Crew mit Gewichtstrimm, um das Leck im Frischwassersystem abzudichten. Wie man auch sehr schön sieht, sieht man kein Kräuseln auf dem Wasser im Hintergrund. So wirklich Lust, noch 35 Meilen zu fahren hatten wir eh nicht. Grund genug also für uns, den Tag in Warnemünde zu verbringen. Ein nettes Café war schnell gefunden, danach erledigten wir noch einen kleinen Einkauf. Später saßen wir dann zusammen und planten unsere weitere Route über Fehmarn, Kiel und die Schlei.

Synke_Joerg

Allzu früh kamen wir am Montag nicht aus dem Tee. Wir legten dementsprechend gegen 11:30 Uhr ab. Die frühlingshaften Temperaturen vom Vortag waren einer Kaltfront gewichen mit Wind aus Nordost, reichlich und kalt. Da mussten die ganz dicken Handschuhe ran. Aber schnell waren wir und erreichten bereits nach etwa fünf Stunden Burgstaaken. Die erste Etappe ging dann an uns und Tino sah uns nur noch von hinten. Bis zu 9,6 Knoten schnell waren wir. Die Belohnung gab es dann im Cafè Kontor am Hafen – Traumtorte mit Cappucchino.

Später ließen wir uns im Goldenen Anker wenige Schritte von den Schiffen entfernt nieder und füllten mit Fisch und Bratkartoffeln die Energiereserven wieder auf. Für den Dienstag hatte wir eine etwas längere Etappe vor uns. In Kiel wollte ein weiterer Mitsegler zusteigen.

Wir versuchten also am nächsten Morgen etwas pünktlicher zu sein und legten um 10:30 Uhr ab. Aufgrund der Wettervorhersage hatten wir unser Reff schon eingebunden und dann – im Lee der Insel – zunächst etwas Mühe, voranzukommen. Nach einigen Minuten erreichte uns der Wind dann auch und es ging zügig vorwärts.

Aufkreuzen-Kiel

Als wir dann aus der Abdeckung von Fehmarn herauskamen, pfiff uns der Wind ganz schön um die Ohren. Zudem mussten wir das Schiessgebiet umfahren und so hoch wie möglich am Wind segeln. Ab Tonne H2 konnten wir nach und nach wieder abfallen und die „Arbeit“ am Steuer wurde wieder etwas einfacher. Jedoch biss sich jetzt immer mehr der eisige Wind durch unsere Sachen, wir waren froh über unsere neu erworbenen Fleeceoveralls, die alles, was darin steckte, warm hielten. So waren wir bei Erreichen der Kieler Förde doch etwas erleichtert, der Wind kam nun von hinten und war durch unsere Fahrt nicht mehr so zu spüren.

Etwas schwer viel uns die Wahl, in welche Marina wir fahren sollten. Die zentraler gelegenen waren ziemlichem Schwell ausgesetzt, aber gut für Thomas erreichbar. Also wurde das eine etwas unruhige Nacht im Sporthafen Düsternbrook. Dafür brachte Thomas uns am nächsten Morgen frische Brötchen. Die Sonne strahlte, wie sie nur konnte, jedoch erwarteten wir wieder reichlich kalten Wind aus nördlichen Richtungen, also erstmal gegenan aus der der Kieler Bucht. Aufkreuzen bei viel Großschiffsverkehr aus dem Nordostseekanal macht Spaß! Bis Strande segelten wir gerefft, dann jedoch setzten wir alles, was wir hatten. Auf dem Weg lag wieder einmal ein Schiessgebiet, das zu umfahren war und so mussten wir Höhe kneifen. Kurz darauf ging es durch Schleimünde in die Schlei hinein – eine Premiere. Sofort war jeglicher Wellengang weg und wir glitten recht schnell voran auf Vorwindkurs. Dann kam auch schon Kappeln in Sicht und wir legten in einer Box an.

Kappeln erwies sich als sehr schöner Ort. Noch war nicht viel los, es war einfach recht früh in der Saison. Auf Tinos Schiff gab es ein Problem mit dem Getriebe und er hatte damit zu tun, es zu lösen. Für den Donnerstag waren unsere Pläne verschieden. Es sollte zur Abwechslung mal regnen, daher fehlte unserer Crew die Bereitschaft, weiter schleiaufwärts zu fahren, wie ursprünglich geplant. Während die anderen also einen kleinen Ausflug nach Arnis machten, schauten wir uns Kappeln an, fanden ein sehr schönes Cafè mit superleckerer Baisertorte und einen Outdoorladen zum Shoppen. Wir stellten fest, dass der Kappelner Einwohner sehr nett ist. Abends entschieden wir uns für die Alte Räucherei, wo der Ire Duncan Buckley sehr leckere Fischgerichte anbietet. Sehr empfehlenswert, das Lokal.

Für den Freitag blieb noch die Fahrt nach Flensburg. Dies sollte der langsamste und dabei kälteste Segeltag der Woche werden. Zunächst fing es gut an, Wind aus Nordost bedeutete Halbwind für uns und schon bald hatten wir Kegnæs Fyr querab und rundeten das Leuchtfeuer Kalkgrund. Es folgte eine typische Fahrt in der Flensburger Förde. Der Wind kam immer so, wie er gerade nicht passt und das recht böig. Stellenweise waren wir sehr schnell unterwegs, dann machten wir wieder Stehversuche. Mehrere Graupelschauer und fallende Temperaturen versüßten uns die letzten Meilen. Zwischendurch tauchten ein paar Schweinswale in unserem Kielwasser auf. Gegen 18:00 Uhr bargen wir die Segel und machten kurz darauf in der Marina Niro Pedersen in der Box fest. Zuerst warfen wir die Heizung an und dann trafen wir uns mit der zweiten Crew um Tino zum Anleger.

Dieser Törn bleibt uns wohl als einer der kältesten in Erinnerung und in der Folge werden wir wohl unsere Segelbekleidung noch um einige Merinoteile erweitern. Man weiß ja nie. Die Schlei werden wir uns sicher noch einmal genauer ansehen, vielleicht, wenn wir ein Schiff mit weniger Tiefgang haben. Als Segelrevier ist es wunderschön.

Unseren nächsten geplanten Überführungstörn findest du hier.