Schweden

Zeitraum:27. Juli bis 10. August 2019
Schiff:Bavaria 46
Crew:Jörg und Synke mit Susanne, Christian und Hartmut

Route: Breege – Dranske – Ystad – Simrishamn – Sölvesborg – Tärno – Tjärö – Hallarna – Karlskrona – Christiansö – Skillinge – Breege

Auf die Frage, wie dieser Törn war, würde ich antworten: abwechslungsreich! Landschaftlich als auch von den Wetterbedingungen her. Unsere Erwartungen waren jahreszeitlich entsprechend hoch. Aber wir kennen die Ostsee ja nun lange genug, um zu wissen, dass es im Juli und August nicht warm sein muss. Immerhin blieb das ganz dicke Ölzeug im Schrank, aber alles andere von kurzen Sachen über lange bis zum dünnen Ölzeug kam zum Einsatz.

Am Sonntag ging es also in Breege los. Wir hatten uns beim Abendessen am Samstag entschieden, zunächst nur bis Hiddensee zu segeln. Für unsere Überfahrt nach Schweden war zwar sehr passender Ostwind angesagt, aber mit 20 Knoten und entsprechender Welle muss man das den Mitseglern am ersten Tag nicht antun. Wir waren daher entsprechend entspannt und verließen den Hafen gegen Mittag. Nur mit Vorsegel flutschten wir durch das Fahrwasser und verfolgten gespannt den Funkverkehr zwischen Bremen Rescue und einem Segler, der das Fahrwasser nicht ganz getroffen hatte. Unterwegs an den berühmt berüchtigten Stellen stand denn auch ein Segler und winkte mit der Leine, jedoch weit außerhalb des Fahrwassers und mit unserem Tiefgang unerreichbar.

Bald sahen wir auch den Hafen von Kloster, beziehungsweise den Mastenwald. Wir fuhren dennoch rein, aber so wie es von Weitem aussah, war es auch – voll. Und das um 14:00 Uhr. Blieb nur Ankern, bei der Windrichtung bot sich Dranske an. Wir fanden ein schönes einsames Plätzchen, der Anker hielt, die Sonne schien und während wir den ersten Anleger genossen, konnten wir uns gar nicht mehr erinnern, warum wir eigentlich nach Kloster wollten.

Der nächste Tag begann früh und pünktlich um 08:00 Uhr legten wir ab. Der Wind deutlich weniger als am Vortag und leider deutlich nördlicher, passte dann auch nicht so ganz. Ein-zwei Kreuzschläge brachten uns dann am Ende des Tages doch nach Ystad.

Kurz vor 0:00 Uhr liefen wir in den Hafen Ystad ein und es wiederholte sich die Situation vom Vortag. Alles voll. Wieder kam Ankern ins Gespräch, jedoch hier lagen bereits einige Schiffe vor Anker. Also suchten wir uns eine vielversprechende Stelle aus und der Anker hielt nicht. Auch bei den nächsten Versuchen nicht. Also war nochmals vorsichtiges Einfahren angesagt und bei 1500 Umdrehungen hielt der Anker, für den Rest musste nun unsere Ankerapp sorgen. Gut, dass wir so geschützt lagen.

Mittlerweile 01:15 Uhr konnten wir nun endlich auf Susanne anstoßen, deren Geburtstag gerade begonnen hatte. Die Nacht begann darauf spät und endete früh.

Nach 3 Stunden (ja drei) war Wecken. Wir wollten zeitig in Simrishamn sein, denn das spätere Wetter an diesem Dienstag wollten wir nicht unterwegs erwischen. Das Frühstück war dann ein Stehfrühstück im Cockpit.

Mit ordentlich Krängung und zügig segelten wir zunächst in südöstliche Richtung bis an das VTG Bornholmsgat und konnten danach Kurs auf Simrishamn absetzen. Christian und Susanne segelten uns ans Ziel, bei immer weiter zunehmender Welle. Die Einfahrt nach Simrishamn war dann auch eine ganz schöne Schaukelei. Wir fanden einen sehr geeigneten Liegeplatz und nach dem Geburtstagskuchen schauten wir uns den netten Ort an.

Am nächsten Tag hatten wir einen sehr schönen Halbwind und waren gegen 17:30 Uhr in Sölvesborg fest. Eine Stadt mit Erinnerungen – vielen und schönen. Besonders beeindruckend Europas längste Fußgängerbrücke, das besonders im Dunkeln. Klar mussten wir da einmal rüber laufen. Die Stahlbrücke wird die ganze Nacht mit wechselnden Farben angeleuchtet und man fragt sich ständig, ist nun grün, blau, lila oder rot der schönste Effekt.

Nun aber wollten wir auf die Inseln, als Erstes nach Hanö, auch sehr erinnerungsträchtig. Obwohl wir zeitig da waren, also gegen 14:00 Uhr, fanden wir keinen Liegeplatz mehr für unser großes Schiff. Das kann man dann nicht ändern. Heben wir uns den grandiosen Ausblick für das nächste Mal auf. Damit kamen nun bereits die Blekingeschären in Betracht. Die Entfernung nur noch 7 Meilen und der Wind passte – jedenfalls bis er verschwand. Ich erinnerte mich an Tärnö, vor drei Jahren entdeckt und es war nicht so schwer die Crew zu überzeugen.

Als wir um die Insel herumkamen, sahen wir bereits „unseren“ Liegeplatz und er war frei. Der Einzige, der überhaupt für unser Schiff infrage kam. Nette Schweden auf dem Steg, die gleich freundlich beim Anlegen halfen und uns begrüßten. Und dann die schöne Insel – mit bunt angestrichenen Ferienhäuschen, kleinen Booten, Rosen, blauen Hyazinthen, Schafen, Strand, Leuchtturm, Blaubeeren. Sehr sehr idyllisch. Gern könnte man auch ein paar Tage bleiben. Oder aber eine Rundfahrt durch den Hällaryds skärgard machen, dabei überall schöne Liegeplätze entdecken und dann sieben Meilen weiter am Felsen festmachen – wie wir es am nächsten Tag machten. Der Felsen gehörte zu Tjäro, ähnlich schön wie Tärnö, nur dass etwas mehr Schiffe an der Insel und im Hafen lagen. Christian war so mutig und sprang und so lagen wir zunächst mit dem Bug am Felsen und mit Heckanker.

Wir gingen dann die Insel erkunden, fanden freilaufende Kühe, vor denen ich großen Respekt hatte, und schließlich eine wunderschöne, einsame Felsbadebucht, die auch noch die passenden Sonnenliegeplätze für danach auf dem Felsen bereitstellte.

Auf dem Rückweg kam Susannes Anruf mit der Ankündigung, dass wohl der Heckanker rutscht. Das bestätigte sich dann wenig später auf dem Schiff. Wir machten uns an der nahe liegenden Festmachertonne fest, dass war sicher eine gute Entscheidung, da der Wind nachts noch drehen sollte.

Der Tag endete mit Salbeignocchi und Susannes schon legendärem Nachtisch, diesmal Quark – Baiser – Vanille – Johannisbeer – Creme.

Am Samstag wünschte sich Susanne wieder einen kurzen und entspannten Schlag und wir suchten eine Insel bei Karlskrona aus. Das Wetter war an diesem Tag sehr speziell, es gab Sonne, aber auch dicke Wolken und Gewitter, einen Platzregen (gut, dass Christian sich schon das Ölzeug angezogen hatte) und dann zog noch einmal eine dicke dunkle Wolkenwand heran. Rechts querab sahen wir mit einem Mal einen netten Hafen mit kleinem Ort und beschlossen nach kurzer Befragung des Törnführers, dass wir diesen aufsuchen wollen. Trotzdem er sehr klein war, war ein Platz, der wie für uns gemacht war, noch frei. Kaum fest, kam dann die dicke dunkle Wolkenwand und überschüttete uns.

Sonntag, der letzte Tag in den Schären und der Wunsch nach langen Schlägen mal wieder nicht sehr ausgeprägt. Wir starteten zunächst durch die Brücke, setzten danach Großsegel und Gennacker – endlich mal – und waren Richtung Karlskrona unterwegs, bogen dann nach Süden ab, um zwischen Aspö und Tjurkö durchzukreuzen, später dann wieder mit Halbwind nach Osten und um uns zum Schluss mit einem Schmetterlingskurs unserem Ziel zu nähern. Eine dunkelgraue Wolke wartete drohend auf uns. Da entdeckten wir querab wieder mal eine der Festmachertonnen des Svenska Kryssarklubben. Zumindest den anstehenden Regen wollten wir dort abwarten. Die Seekarten gaben keinerlei Details für diese Bereiche her, wegen des Seegrases spielte der Tiefenanzeiger verrückt und wir schlichen mit einem Knoten Fahrt auf unser Ziel zu. Dann fing der Regen an und kurz darauf kam ein Segler dahergefahren und verscheuchte uns, nachdem er sich vergewissert hatte, dass wir den Stander des Svenska Kryssarklubben nicht gesetzt hatten. Etwas grimmig lösten wir also unsere Leine und machten uns wieder auf Schleichfahrt. Die Bucht, die wir dann fanden, war vielfach besser, als die Festmachertonnen, ganz traumhaft gelegen.

Mit dem Regen verschwand auch der Wind und die abendliche Stimmung war wieder einmal unglaublich schön.

Am nächsten Morgen strahlte die Sonne alles an: uns, die Bucht, das Wasser. Wir mussten einfach den Tag mit einem Morgenbad beginnen. Nach dem Frühstück folgte ein Beinahedesaster mit den Beteiligten Synke, Badeplattform und Leine. Bis also die Badeplattform wieder öffnete und schloss verging eine halbe Stunde, eine weitere halbe Stunde dauerte das Ankerauf-Manöver. Der Anker steckte so fest im Schlick, hatten wir gut eingefahren. Danach machten wir uns auf den Weg nach Karlskrona zum Einkaufen, Stadt gucken, Bootshaken kaufen und Ausruhen vor der Nachtfahrt zu Christians Insel.

Das Wetter stets beobachtend planten wir die Abfahrt am Dienstag um 17:00 Uhr, verschoben aber dann um zwei Stunden. Ab 19:00 Uhr war WSW mit 4 – 5 Bft vorhergesagt, sehr passend für uns. Wir legten einen Wachplan fest und spannten Sicherheitsleinen im Cockpit. Nach dem Segelsetzen ging ein Teil der Crew direkt schlafen, während die anderen die Abendsonne genossen und sich über Geschwindigkeitsrekorde freuten. Wir kamen gut voran und später, als es dunkel wurde, kamen spannende Begegnungen am Tiefenwasserweg dazu. Unterwegs ließ der Wind ziemlich nach, aber sehr nahe an der Vorhersage. Gegen 07:00 Uhr fuhren wir bereits in den Hafen von Christiansø ein. Noch war alles voll, aber zwei Segler signalisierten uns bereits, dass sie gleich ablegen werden.

Wenig später waren wir dann fest an der Pier dieser besonderen Insel. Nach dem Frühstück holten unsere Mitsegler direkt den entgangenen Schlaf nach, während wir eine erste Inselwanderung machten. Christiansø ist so ganz anders, als die Inseln in der westlichen Ostsee und man hat fast den Eindruck, im Mittelmeer zu sein. Mir scheints, dass immer warm ist, sogar Feigenbäume wachsen hier. Es gibt nicht so viel auf den beiden verbundenen Inseln, Felsen, Möwen, Robben, ein paar alte Kasernengebäude, eine Badestelle und ein Gefängnis. Dennoch strahlt alles eine ganz besondere Atmosphäre aus.

Eigentlich wollten wir baden, jedoch hatte kurz zuvor das Fährschiff angelegt und eine Menge Tagestouristen ausgekippt. Nun wissen wir, dass man zwischen 11:00 und 16:00 Uhr besser auf dem Schiff bleibt, denn schön ist es nicht. Die Robben waren – nach meiner Interpretation zumindest – ebenfalls empört über die Störung und vermeldeten Ihren Unmut lautstark. Dringendst mussten auch wir ein Zwischenschläfchen einschieben, deshalb verschoben wir baden auf später.

Am frühen Abend war es dann wieder eine nette ruhige Insel und wir stellten fest, dass Frösche ebenfalls sehr zahlreich auf der Insel vertreten sind. Man musste förmlich aufpassen, nicht zufällig auf einen zu treten. Etwas Regen jagte uns dann zurück zum Schiff. Bei bester Laune kochten wir und der Anleger war diesmal zweiteilig.

Der Donnerstag startete sehr entspannt, für uns mit einem Bad in dem unglaublich klaren Wasser. Pünktlich um 11:00 Uhr legten wir ab. Der Segeltag war mal wieder spannend, mit Reffen, Ausreffen und wieder Reffen. Zuletzt hatten wir Groß und Vorsegel im zweiten Reff und waren mit 7 – 8 Knoten Fahrt unterwegs. Eine nette Welle war auch unterwegs und 2 – 3 kräftige Duschen kamen über. Das war nicht der Lieblingssegeltag der Mitsegler, dafür war er nicht so lang. Fest in Skillinge stellten wir plötzlich fest, dass es warm ist. Unterwegs war das nicht weiter aufgefallen.

Freitag, der letzte Segeltag dieses Törns versprach wieder, lang zu werden, außerdem reichlichen Wind und anfangs auch reichlich Welle. Seit zwei Tagen wehte bereits der Westwind und hatte eine ordentliche Welle aufgebaut. Auf die trafen wir nun, als wir die südöstliche Spitze von Schweden passiert hatten. Während ich zwischenzeitlich dringend benötigten Schlaf nachholte, hatte ich mehrfach das Gefühl, kopfüber aus der Achterkoje zu rutschen, wenn wir in ein Wellental fuhren (ich geb zu, das ist maßlos übertrieben). Aber die Bewegung des Schiffes in der anfänglichen Welle war nicht gering.

Später ließ der Wind nach und der Seegang wurde immer geringer. An diesem Tag hatten wir reichlich damit zu tun, den Schiffen nicht zu nahe zu kommen. Es war enormer Schiffsverkehr unterwegs. Gegen 15:00 Uhr ließ der Wind dann deutlich nach, wie vorhergesagt und etwas später bargen wir zunächst die Segel. Zwischen Arkona und Hiddensee bewegte sich, mal abgesehen vom Fahrtwind, kein Lüftchen und das Wasser war spiegelglatt.

Punkt 18:00 Uhr im Hiddenseefahrwasser kam der angesagte Südost auf. Selten stimmt die Vorhersage so sehr mit den tatsächlichen Bedingungen überein. Wir setzten dann nochmals die Segel bis kurz vor die Hafeneinfahrt von Breege. Beim Anlegen gab es noch etwas Hafenkino für Anwesende auf anderen Schiffen und das nur, weil eine Frau das Manöver fuhr. Ist das zu fassen. Da steht die männliche Segelcrew tatsächlich geschlossen auf und verfolgt gespannt das Geschehen.

Schnell gab es den letzten Anleger, wir wollten noch ins Boddenstübchen zum Essen, da konnten wir uns keine Trödelei erlauben.

Das Fazit von diesem Törn ist schon ein Dauerbrenner, zwei Wochen segeln sind viel zu kurz. Dabei kann man die zwei gegen jede beliebige Zahl zwischen 1 und 10 ersetzen. Allen hat es gut gefallen, das Wetter war teilweise sogar richtig sommerlich, der Wind zwar nicht immer passend, aber immerhin legten wir von 397 Meilen 336 unter Segeln zurück. In den Schären kann es gar nicht langweilig werden. Für die Fortsetzung planen wir schon.