Schären und Meer Sommertörn 2020

Zeitraum:30. Mai bis 27. Juni 2020
Schiff:Elan 310 „Susanne B“

Er war so lang herbeigesehnt, unser Sommer-Schären-Sonnen-Anker-Törn und nun ist er schon wieder vorbei. Die Törnroute war am Ende etwas anders, als geplant. Das Wetter hat uns gebremst, genauer eine Nord-Ost-Windlage mit Starkwind im Kalmarsund, die einige Tage vorherrschte. Das also war unsere Törnroute:

Rostock – Skillinge – Hanö – Tärnö – Kristianopel – Pataholm – Furö – Figeholm – Kalmar – Sandhamn – Öppenskär – Säljö – Flakskär – Nogersund – Simrishamn – Lauterbach – Schaprode – Hiddensee – Rostock, insgesamt 900 Meilen, davon gesegelt 755

Kein lauer Sommertörn war es, das steht erst einmal fest. Von reichlich Wind geprägt waren die 4 Wochen, aber auch mit viel Sonne, die Temperaturen dem Norden angepasst. Nur an wenigen Tagen segelten wir kurzärmelig, noch seltener in kurzen Hosen. Dafür hatten wir unzählige wunderschön kitschige Sonnenauf- und Sonnenuntergänge und Nächte, die nicht wirklich dunkel waren. Und – unser Ölzeug wurde kaum nass.

Sonnenuntergang

Los ging`s dann am 01.06.2020 um 12:30 Uhr. Der Wind kam sowohl in der Warnow, als auch auf der Ostsee direkt von vorn. Schön, wenn man eine längere Strecke zurücklegen möchte. Direkt hinter der Fähre in Hohe Düne setzten wir also das Groß und Genua, gleich gerefft. Der Wind blies wie angekündigt mit 5 – 6 Bft aus Nordost. So machten wir einige Kreuzschläge und noch Stunden später sah man Warnemünde. Wie sich herausstellte lag das nicht daran, dass wir nicht voran kamen, sondern an der besonders guten Sicht. Bis etwa auf Höhe Wustrow segelten wir, dann schlief der Wind ein, wie angekündigt. Wir fuhren bis kurz hinter Darsser Ort also unter Motor und kochten dabei Spaghetti mit Spinat-Sahnesoße. Draußen wurde es langsam etwas dunkler, die Welle war wie weggewischt und ein wunderschöner Sonnenuntergang versüßte uns den ersten Abend. Als dann nahe Darsser Ort auch noch ein paar Schweinswale auftauchten, war der Kitsch perfekt.

Wenig später kam der angesagte Wind aus Nordwest so was von pünktlich, wir setzten wieder Segel und legten Kurs auf Kap Arkona. Dazu zog sich ein roter Streifen den Horizont im Norden entlang, der Dreiviertelmond leuchtete und die Sterne funkelten. Irgendwann tauchte an Steuerbord ein weiterer Segler auf und begleitete uns bis Kap Arkona.

So blieb es bis zum Sonnenaufgang. Als ich um 05:00 aufstand (wir hatten uns abgewechselt mit schlafen), passierten wir gerade Kap Arkona, das eigentlich angesagte Windloch kam nicht und so änderten wir unseren Kurs einfach ein paar Grad nach Backbord und steuerten nunmehr Skillinge an. Das war ein ziemlich perfekter Segeltag, wir waren schnell, ohne Welle und ohne großartige Ausweichmanöver im Verkehrstrennungsgebiet unterwegs.

Die schwedische Küste schon in greifbarer Nähe verließ uns dann plötzlich der Wind. Über dem Festland bildeten sich Gewitterwolken und es wurde so heiß im Cockpit, dass wir nur noch kurzärmelig unterwegs waren. Es folgten nun: Gennaker hoch, Gennaker runter, Groß runter, Motor an, Groß hoch, Genua raus, Motor aus, Genua weg, Motor an, Groß runter – der Wind kam dabei wahlweise aus West oder Ost. Dann zuckten erste Blitze und den satten dazugehörigen Schauer ließen wir elegant hinter uns. Schlussendlich kam der Wind direkt von vorn und so legten wir die letzten Meilen bis Skillinge unter Motor zurück. Irgendwann ist mal gut, dachten wir und wollten ankommen.

128 Meilen waren es dann für den ersten Segeltag. Ein Längsseitsplätzchen rief nach uns. Nach dem Mitternachtsimbiss folgte Schlaf.

Mittwoch zwitscherten uns die Rauchschwalben wach – durchaus laut und nicht zu überhören. Dazu eine strahlende Sonne und der nette kleine Ort Skillinge. Nach einer kleinen Runde zum Strand hatte der Wind ankündigungsgemäß etwas gedreht und sollte nun passen, um die Hanöbucht zu queren. Wenig später passte zwar der Wind, aber eine unangenehme Welle stoppte uns auf dem Amwindkurs ständig gehörig ab. Es wurde klar, dass wir die Region Karlskrona nicht schaffen werden – dafür aber Hanö. Dafür passten Wind und Welle sehr gut. Etwas kühl war es für unseren Geschmack; tatsächlich holten wir die dicken Handschuhe heraus und legten noch Wollunterwäsche nach. Am späten Abend erreichten wir einen noch nie dagewesenen nahezu leeren Hafen auf Hanö, als drittes Schiff. Gleich darauf ging die Sonne unter und das Essen wurde schon wieder ein Mitternachtsessen.

Frühaufstehen um 06:00 Uhr – wir hatten viel vor. Nach dem frühen Frühstück eine frühe Inselwanderung. Wir waren praktisch allein unterwegs. Am Leuchtturm wartete eine Bank mit sensationellem Ausblick auf uns. Wir konnten unser Ziel Karlskrona bereits gut sehen.

Aber schon wieder zu früh gefreut. Der Wind kam direkt von vorn mit ordentlichen Wellen, beides zunehmend. Die Frage war nun: 6 Stunden kreuzen oder auf die vorhergesagte Winddrehung am nächsten Tag verlassen? Letzteres wählten wir dann und steuerten Tärnö an, eine wirkliche Lieblingsinsel. Wir suchten uns diesmal den einsamen Anleger im östlichen Teil der Bucht aus – kein Klo, kein Strom, kein Wasser – dafür Einsamkeit. So und dann war es Zeit für unsere Solaranlage. Ausgepackt, angeschlossen an die Batterie, in die Sonne gelegt und sie funktionierte.

Nachmittags machten wir eine Wanderung über der Insel; die Ostküste und zum Leuchtfeuer hinauf und blickten geradewegs nach Hanö, die Insel ist für einen Drachen nur 2 Flügelschläge entfernt. Es gibt eine schöne Geschichte darüber, die wir auf Hanö gelesen hatten.

Besonders idyllisch erschien uns Tärnö, noch waren kaum Urlauber da, die Gärten alle hergerichtet. Der Schwede lässt beim Mähen kleine Grasinseln stehen, in denen die Margariten wunderschön blühen. Überhaupt – es gibt keine Zäune oder Hecken und sieht einfach nur hübsch aus. Rosen blühten um die Wette und die Luft duftete von unzähligen Blüten.

Nach soviel Idylle wieder zu den „harten Segelfakten“: am Freitag von Tärnö nach Kristianopel in null Komma nix. Möglich machte es ein schneller Halbwindkurs. Ab Utklippan waren wir vorm Wind kaum langsamer, die Welle schob mit. Kristianopel schließlich war fast leer – an Booten und Wasser könnte man sagen. Der zunehmende Südost sorgte für einen um 50 cm fallenden Wasserstand. Wir mussten mehrere Liegeplätze probieren, die zu flach waren, bis dann einer passte. Der Ort sehr hübsch mit großer alter Kirche und vielen bunten Holzhäusern. Wir hatten am nächsten Tag viel Zeit für Sightseeing, satte 8 Bft bliesen durch den Kalmarsund und wir verzichteten darauf, weiter zu segeln an diesem Tag.

Am Sonntag standen wir wirklich sehr früh auf. Um 04: 58 Uhr, also lange nach Sonnenaufgang schlichen wir leise aus dem Hafen, setzen Segel und wiedereinmal war unser Kurs genau vorm Wind in Richtung Kalmar. Mal ging es nur mit Großsegel, zeitweise auch mit Genua und schon näher an Kalmar dann mit Gennaker. Da wir tanken wollten, fuhren wir kurz nach Kalmar hinein, testeten den Telefonsupport an der Selfservice-Tankstelle und waren auch schon wieder weg. Der Wind folgte uns im weiteren Sund immer schön hinterher. Nur wenige andere Segelschiffe waren mit uns unterwegs. Pataholm war ausgesucht für diese Nacht – ein Anleger ohne Klo und Wasser, dafür mit Strom und ein wenig Gemecker auf schwedisch, weil wir das Stellen eines Mastes behinderten. Beim Landgang wurden wir angefaucht, diesmal vom Schwanenpapa, während vier winzige Küken um die Schwanenmama herumpiepsten. Ansonsten waren da noch neugierige Kühe, viel grüne Natur, ein paar bunte Holzhäuser und Segelboote. Und Ruhe.

Der nächste Tag begann ziemlich still, also windstill. Ab Mittag war er versprochen und so trödelten wir noch herum. Es blieb uns nichts übrig, als zunächst unter Motor ein paar Meilen zu fahren, um aus der Landabdeckung zu kommen. Es war dann der gleiche Wind vom Vortag, wieder genau von hinten. Das ging dann mit einem Gennakerschmetterling sogar ganz gut voran. Das nächste Ziel war Furö, eine nette Entdeckung mit einem Anleger an einer Vogelschutzinsel. Das war nun ziemlich einsam – genau das, was wir wollten. Bei der Inselwanderung zum Sonnenuntergang (natürlich nur im erlaubten Bereich) drehten die Vögel dann leicht durch, durchaus ein Hintergrund für einen Film wie „Die Vögel“. Ob sich Alfred Hitchcock 1963 wohl hier seine Inspiration holte? Wir verstanden aber schnell, direkt vor uns war eine Brutkolonie. Ein paar kleine bis kleinste Häuschen standen auch in der Gegend herum, die meisten verlassen. Und sogar einen See hatte die kleine Insel. Schöne Alternative zu Oskarshamn.

Am Dienstag folgte der letzte Segeltag vor einer Unterbrechung von 3 Tagen. Nur 8 Meilen nach Figeholm, durch die Schären und besonders schön und spannend. Im Nachhinein hätten wir diesen Tag noch einen langen Schlag machen sollen, aber irgendwer hatte uns nicht Bescheid gesagt (oder hatten wir nicht richtig geguckt?) So drehte der Wind über Nacht und legte zu. Während wir schon wieder trödelten, noch emails schrieben und ein paar Sachen erledigten, legte der Wind weiter zu und dann waren es schon 19 Knoten beim Ablegen. Und wir meinten immer noch, mit Reffen kriegen wir DAS schon hin. DAS waren 20 Meilen aufzukreuzen. Aber wir haben die Welle unterschätzt, 1 Meter und sehr kurz. Unser Bug tauchte (oder krachte) immer wieder hinein und nach ungefähr 20 Minuten, in denen ich in Luv an der Reeling hing – ja, das Schiff hatte ziemlich viel Krängung – bemüht, mich festzuhalten und zu steuern, war mir klar, dies ist Nichts für die nächsten 6 Stunden. Für das Schiff nicht, für uns nicht. Alternativen? Na Oskarshamn wohl kaum, dann doch lieber nochmal Figeholm. Dann wurden es 3 Tage! Man könnte sagen, dass wir Figeholm jetzt kennen. Freitag beschlossen wir, nicht mehr weiter nach Norden zu fahren. Der Wind hatte nur etwas nachgelassen, sollte aber weiterhin aus Nordost kommen und das immer noch reichlich. Idealer Wind, um den Kalmarsund abwärts zu segeln, also machten wir das am Samstag. Mit viel Wind von hinten, mit wenig Wind von hinten, ohne Gennaker, denn der Schäkel am Fall war gebrochen und hatte sich dann ins Meer verabschiedet, der war Gennaker aufs Deck gefallen, das Fall hing oben am Mast, die Laune war im Keller. Dann kam wieder Wind, dann mehr Wind und dann surften wir auf der Welle. Es rauschte am Heck manchmal so laut, dass wir uns kaum hören konnten, die Kellerlaune war längst vergessen, breit war das Grinsen im Gesicht.

In Kalmar war der Sommer ausgebrochen. Wir legten um 16:45 Uhr an und zogen als Erstes die langen Hosen aus. Danach veranstalteten wir Hafenkino – einmal bis nach ganz oben oder wie man das Fall wieder nach unten bekommt. Leute blieben stehen und gafften. Andere machten es sich mit einem Rosè in der Hand gemütlich und schauten uns zu. Wieder unten gab es Capucchino mit Keks, wohl verdient. Danach das volle Sightseeingprogramm – Kalmar Slott, die Altstadt, die Stadtmauer. Sommerfeeling inklusive.

Die ausgeprägte Nordostwindlage sollte auch am folgenden Sonntag vorherrschen und versorgte uns mit reichlich Wind auf einem Halbwindkurs. Entsprechend schnell segelten wir südwärts, immer am Rand zum Sonnenschuss. Als wir nach dem dritten Mal einige Minuten brauchten, um wieder auf unseren Kurs abfallen zu können (sehr luvgierig war die Susanne), sahen wir dann ein, dass es ohne reffen nicht weiter geht. Zügig kamen wir unserem Tagesziel Sandhamn näher. Als der Wind nachließ auch unter Gennaker. Beim Bergen kurz vorm Hafen lieferten wir ein Beispiel dafür ab, wie man es nicht macht und zauberten eine Trompete (für Nichtwissende: der Gennaker wickelt sich um das Vorstag und lässt sich nicht mehr bergen). Einige Flüche hallten übers Wasser. Aber wir habens wieder hingekriegt, „immer mit der Ruhe“ – das Motto des Co-Skippers an Bord hat sich dabei mal wieder bestens bewährt. Sandhamn bietet einige geschützte Liegeplätze und eine nette Aussicht.

Schon wieder Blekingeschären?

Oh ja. Darauf hatten wir uns gefreut. Da wären dann Öppenskär am Montag mit einem kleinen Anleger, Einsamkeit, schöner Vegetation, Resten von Bunkeranlagen, Ziegen, Rehen und Seeadlern, dann Säljö Udde am Dienstag mit privater Führung durch einen der wenigen erhaltenen Bunkeranlagen und Paddeltour um die Insel, Mittwoch dann Flakskär – große schöne Ankerbucht. Außer Geburtstagswetter gab es am Mittwoch auch Überraschungswetter in Form von Nebel – sprichwörtlich aus heiterem Himmel. Von Ferne hörten wir die Nebelsignale der Frachter. Irgendwann verzog sich der Nebel wieder und überließ der wärmenden Sonne das Feld.

Eines unserer Wunschziele auf dem Rückweg war Åhus, aber wieder einmal war es der Wind, der das unsinnig machte. Am Donnerstag also starteten wie mit Raumschotkurs, warteten etwas später mit gar keinem Kurs und als der Wind dann wieder kam, war das ein laues Lüftchen genau von vorn. Und nun? Ein weiteres Mal Hanö – so die Idee. Wir schafften den Kurs gerade eben so und als die Sonne bereits beim Untergehen war, leuchtete sie die vielen Masten im Hafen an. Da machte reinfahren und einen Liegeplatz suchen keinen Sinn mehr. So wählten wir dann Nogersund, nicht schön, aber geschützt und zu sehen war eh nix mehr, außer der dunklen dunklen Nacht.

Einkaufstour in Simrishamn

Simrishamn war unser letztes Ziel in Schweden. Nachdem uns am Freitag die Hanöbucht zum wiederholten Mal mit störenden Wellen und wenig Wind ärgerte, ging es dann doch ganz gut. Die Hafeneinfahrt war wieder eine schöne Schaukelei bei auflandigem Wind, aber im Hafen fanden wir dann einen sehr geschützten Liegeplatz. Mittsommar in Simrishamn, das war 2020 eher ruhig. Ein paar Frauen in Trachten und geschlossene Geschäfte – das war es dann schon. Wir freuten uns aufs Ausschlafen am Samstag – endlich mal wieder und Deck schrubben und auf unser Treffen mit Jörg Jonscher, der gerade seine Ostseetour gestartet hatte und aktuell Einhand unterwegs war. Ein netter Abend folgte, der etwas zu lange dauerte, denn wir wollten früh los. Also wirklich F R Ü H. Um drei. Da blieb noch Schlafen von 0:20 bis 02:00 Uhr. Gruselig, aber das war in diesem Fall nicht zu ändern. Wir wollten – mußten einmal über die Ostsee nach Lauterbach – schlappe 100 Meilen. Wir hatten uns verabredet. Hofften auf eine schnelle Fahrt.

Sonntag 03:20 Uhr – der Start leicht verzögert, der Wind zunächst ablandig und kaum spürbar. Später, querab vom Leuchtturm Sandhammaren stand bereits eine nette Welle aus Nordost mit wenig Wind. Dann kam Regen und brachte Nebel mit – cool Nebelfahrt im VTG klatschnass. Rechts im Bild der unsichtbare Frachter. Na, Ostsee eben. Aber es wurde wieder heller, sprich kein Regen und kein Nebel mehr und Wind kam auf bis zu 20 Knoten aus Nordwest. Ein schneller Halbwindkurs also, mit Sonnenschussrisiko, aber durchgehend mindestens 8 Knoten Fahrt. Da kommt man voran! Die Strände an der Ostküste Rügens lachten uns schon an, aber da war noch der Greifswalder Bodden mit Wind von vorn und einer fiesen kurzen Welle. Wir kniffen also soviel Höhe, wie möglich, freuten uns über die schönen Aussichten, umrundeten Vilm und liefen in die Marina Lauterbach ein. Nach dem Festmachen stiegen wir aus den Segelklamotten, unterdrückten den übermächtigen Drang, schlafen zu gehen (nur ein Stündchen) und trafen unsere Freunde im Restaurant. Mit glühenden Gesichtern saßen wir schaukelnd (ich zumindest) am Tisch und hatten eine Menge zu erzählen.

Drei Tage Lauterbach

Dies war nun das Kontrastprogramm zu den letzten Wochen – mit zwei Schiffen und 6 Freunden segelten wir das „Boddenrace“ – geplant im Winter in Berlin. Eine ausschließliche Spaßtour. Konrad war am Sonntag Abend zu uns an Bord gekommen und gemeinsam starteten wir am Mittwoch Richtung Rostock.

Läuft.

Isabel begleitete uns ein paar Meilen bis nach Gustow, um auch mal ein paar Erfahrungen auf einem anderen Schiff zu sammeln. Negativer Höhepunkt an diesem Tag war das durch einen ausweichpflichtigen Segler erzwungene Manöver des letzten Augenblicks. Ohne mit der Wimper zu zucken hätte er seinen Bug mittig in unser Schiff gerammt und rief uns dann noch zu, wir wären doch ausweichpflichtig! Dass da Idioten rumfahren, die keine Ahnung haben, weiß man ja, passiert immer mal wieder. Aber dass die Idioten dann auf ihr scheinbares Recht bestehen und keinerlei Anstalten unternehmen, Schaden zu verhindern, finden wir grenzwertig. Er hatte übrigens den Wind von Backbord, wir von Steuerbord – klare Sache!

An der Ziegelgrabenbrücke versammelte sich zur Brückenöffnung eine ganze Horde Schiffe. Ungewöhnlich viele Segler waren unterwegs. Auf einem schönen Amwindkurs segelten wir bis ins Hiddenseefahrwasser, bargen Segel und versuchten mal Neuendorf. Aber alle für uns geeigneten Liegeplätze waren belegt. Nächstes Ziel Schaprode – und das ist jetzt eine wirkliche Entdeckung für uns. Die Liegeplätze am Steg waren natürlich auch längst belegt, aber die merkwürdige Pier war leer und bei einem wirklich atemberaubenden Sonnenuntergang genossen wir im Cockpit unseren Anleger.

Für den vorletzten Tag bei Ostwind hatten wir uns noch ein besonderes Plätzchen ausgesucht. Angesichts überfüllter Häfen auf Hiddensee eine gute Idee. Wir segelten um den Dornbusch herum und legten unseren Anker vorm Strand an der Westküste Hiddensees aus. Die Sonne verführte zu kurzen Hosen, das Wasser war aber noch echt kalt. Da wollten wir einfach nicht rein. Abends packten wir unseren Grill aus und im Licht der untergehenden Sonne saßen wir später im Cockpit und genossen den letzten Abend.

Graal Müritz querab

Um sieben war losfahren geplant, also aufstehen um sechs. Konrad hat es uns dann doch gezeigt und ist morgens eine Runde schwimmen gegangen. Etwas später schob uns eine leichte Brise raumschots Richtung Darsser Ort. Aber nur kurz und wir steckten in einem Flautenloch fest. Für das Unterwegsfrühstück ist das ja nicht schlecht und wenig später kam wieder Wind auf, jedoch genau von hinten. Oder fast genau. Ein Schmetterlingskurs, der nicht ganz passte, aber schneller wurde. Ab Darsser Ort folgte der Wind mal wieder dem Küstenverlauf, kam also weiterhin von hinten. Unter Gennaker waren wir sehr schnell, wechselten immer mal wieder den Kurs von Schmetterling auf Raumschotkurs, hatten um 15:30 Uhr einen Fototermin vor Graal Müritz ohne Zwischenstopp (das Ergebnis sieht man rechts) und erreichten gegen 17:00 Uhr die Warnoweinfahrt. Vorbei ging es an der Fähre Hohe Düne, an verwaisten Kreuzfahrtterminals mit wechselnden Winden und schließlich unter Motor die Warnow hinauf.

Samstag früh. Susanne B schaukelt in der Sonne am Steg. Am liebsten würden wir jetzt einfach weitersegeln. Wehmut ist im Spiel. Vier wunderschöne Wochen liegen hinter uns, aber warum sind die bloß so schnell vergangen? Und warum ist ein Segeltörn am Ende immer zu kurz? Und überhaupt, „why do all good things come to an end?“

Soviel ist klar – es wird Wiederholungen geben. Längere Wiederholungen.