Sardinien – Korsika

Zeitraum:06. Oktober bis 19. Oktober 2018
Schiff:Grand Soleil 46.3
Crew:Jörg, Synke, Thomas und Kerstin

Törnroute: San Vincenzo in Richtung Elba über Portoferraio, Golfo die Procchio nach Solenzara, dann Favona, Golfo di Sant`Manza, weiter ins Maddalena Archipel, Olbia, Porto della Taverna und zurück über Giglio, Golfo della Lacona und Golfo della Biodola nach San Vincenzo.

Zusätzlich wollten am 4. Törntag 2 weitere Mitsegler in Solenzara an Bord kommen und am 8. Törntag in Olbia wieder von Bord gehen. Uns war klar, dass etwas Glück dazu gehörte, schließlich kann es im Oktober schon mal stürmisch werden im Tyrrhenischen Meer und es wäre nicht ungewöhnlich, ein paar Tage eingeweht im Hafen zu liegen.

Die ersten beiden Tage war das Wetter etwas launisch und machte sich mit Wolken, einigen Regentropfen (nicht so viel, um Ölzeug auszupacken) und wenig Wind beliebt. Wir hatten etwas Zeit, erledigten den Einkauf in Portoferraio und ließen uns am nächsten Tag vom Wind in eine Bucht pusten.

Am 3. Tag starteten wir dann den ersten längeren Törnabschnitt mit 74 nm von der Nordküste Elbas mit Ziel Solenzara auf Korsika. Ganz früh im Dunkeln, da der Wind nachmittags abnehmen sollte, wurde der Anker aufgeholt und zunächst unter Motor die Westküste Elbas gerundet.

Sonnenaufgang

Wir befanden uns im Lee und kein Lüftchen regte sich. So vertrieben wir uns die Zeit bei Kaffee und Tee mit dem Identifizieren der Leuchtfeuer und sahen zu, wie an Land allmählich das Leben erwachte. Auf der Höhe von Pomonte kam dann der Wind um die Ecke gefegt – der erwartete Südost mit 4 Bft ließ uns die Segel setzen und Kurs auf Solenzara absetzen. Die Sonne bescherte uns einen wunderschönen Tagesanbruch mit Blick auf Pianosa und Montecristo voraus

Segeln_Korsika

Bei diesen Bedingungen war die Alcyone mit 8 bis 9 Knoten unterwegs; einmal getrimmt, läuft sie praktisch von selbst. Wir hatten einen wunderschönen Segeltag mit Sonne, gleichbleibend gutem Wind, Delfinen, die uns unterwegs besuchten und nur wenig Schiffsverkehr. Schon am frühen Nachmittag war Solenzara voraus und dahinter erhoben sich die beeindruckenden Berge Korsikas.


Wenig später waren wir am Steg fest. Plötzlich war richtig Sommer und wir holten die kurzen Hosen raus. Solenzara ist nicht wirklich schön, aber die Marina nicht schlecht und der Hafenmeister sehr nett. Bonghjornu a Corsica.

Wir waren am nächsten Abend um 18:00 Uhr in Favona verabredet, unsere Mitsegler wollten mit dem Bus aus Bastia dort hinkommen. Unsere Strecke war kurz und pünktlich machten wir  an einer Mooringboje fest. Wenige Minuten später kamen Anne und Tobias an Bord. Am nächsten Tag ging es weiter nach Süden. Ständige Winddreher brachten Abwechslung und Segelmanöver, da wurde es der Crew nicht langweilig. Die viel gepriesene Bucht Golfo die Rondinara verschmähten wir nach einer kurzen Inspektion aufgrund des vorhandenen Schwells und gingen im Golfe de Sant`Manza vor Anker. Über Nacht legte der Wind aus Südost bis auf 6 Bft zu, wir lagen jedoch sehr geschützt und bekamen davon nichts mit.

Am nächsten Morgen brachen wir auf Richtung Nordsardinien. Die Straße von Bonifacio – bekannt für ihren Düseneffekt – enttäuschte uns nicht und empfing uns mit 20 Knoten Wind. Reff 1 ins Großsegel eingebunden und die Alcyone preschte vorwärts und lag wunderbar leicht auf dem Ruder.


Zunächst fiel im Küstenbereich von Sardinien zunehmender Bootsverkehr auf. Die ausgesuchte Bucht war von zahlreichen Surfern befahren, die auch schon mal – ganz cool – ihre Wende in unserer Reichweite machten. Aber ziemlich professionell und immerhin ein netter Anblick.

Der Ankerplatz selbst erschien uns ungeeignet und nach einigen Überlegungen beschlossen wir, ins Maddalena-Archipel zu fahren. Das benötigte Permit (Genehmigung mit Eintrittsgeld) kann man zwar am Laptop recht einfach buchen, jedoch waren wir unterwegs und konnten nur das Handy nehmen. Etliche Nerven weniger, ein paar graue Haare mehr und nach einigen Flüchen, die ich nicht wiedergeben möchte, ist es dann nach 30 Minuten gelungen. Da waren wir schon fast am Ziel. Wir kreuzten durch die schöne Inselwelt, reichlich Segler waren hier noch unterwegs. Die von uns ausgesuchte Ankerbucht vor Porto Palma (Cabrera) erwies sich als sehr schön mit türkisblauem Wasser und perfekt geschützt, wenn auch nicht ganz leer.

Baden, ein Anleger, kochen, zusammensitzen, erzählen – ein schöner Abend, der im Dunkeln noch mit etwas Besonderem aufwartete – Unterwasserglühwürmchen, so nenne ich sie. Eigentlich sind es Dinoflagellaten (Plankton), die durch Reibung anfangen zu leuchten. Besonders beeindruckend ist es beim Schwimmen. Die Bucht jedenfalls war voll damit und wir standen wie kleine Kinder an Deck und freuten uns über die glitzernden Punkte im Wasser.

Am 7. Törntag ging’s weiter nach Olbia, wo Anne und Tobias wieder von Bord gehen wollten. Mit Halbwind und schnell waren wir wieder unterwegs an der zerklüfteten Küste Sardiniens entlang.
Das Wetter zeigte sich wieder einmal von seiner sommerlichen Seite und viel zu früh waren wir vor der Hafeneinfahrt nach Olbia.

Wir konnten einen Liegeplatz in der zentralen Marina Circolo Nautico ergattern. Unser Törnführer behauptet zwar, dass Olbia keine Schönheit ist, wir jedoch fanden die Altstadt sehr schön und stimmungsvoll.

Am Samstag war unser Ziel eine Bucht nahe Olbia. Zunächst also aus dem Golfo di Olbia; der Wind kam genau von vorne und es machte viel Spaß, neben dem Verkehrstrennungsgebiet aufzukreuzen. Die schöne Bucht am Cala Spalmatore di Terra erreichten wir gegen 18:30 Uhr. Mit 5 Schiffen war es uns dann doch schon zu voll und wir entdeckten gegenüber Porto della Taverna und fanden dort einen sehr schönen Ankerplatz. Am nächsten Morgen, ein wunderschöner Sommersonntag, freuten wir uns über die traumhafte Kulisse von Tavolara. Für mich die schönste Bucht auf diesem Törn. Die vorgelagerten Inseln ließen keine Welle zu uns durch und dass Land keinen Hauch Wind. Nachmittags gab es noch eine schöne Überraschung; ein Fischer legte sein Netz aus und mit einem Mal tauchten 3 Delfine auf und schwammen am Netz entlang, wohl um auch den einen oder anderen Fisch abzustauben. Mehrmals kamen sie an uns vorbei und zeigten sich regelmäßig.

Tavolara_Delfin

Nach diesem Gammeltag wollten wir weiter – zurück nach Norden. Der Entschluss, bereits um 04:00 Uhr aufzubrechen entstand, als ich feststellte, dass ab 16:00 Uhr jemand den Wind ausschalten wird. Immerhin sollten es ca. 110 nm bis nach Giglio werden. Ziemlich früh am Morgen klingelte der Wecker. Es war stockdunkel und als wir aus der Deckung der Bucht herauskamen, empfing uns sehr reichlicher Wind. Keine Frage, dass der Wind auch eine ordentliche Welle mitbrachte. Nachdem wir die Segel gesetzt hatten, kamen wir sehr gut mit 9 kn Fahrt voran. Unsere Route verlief über den Canyon di Cabrera, dort ist es mehr als 1000 Meter tief und mit etwas Glück kann man Wale beobachten. Bereits gegen 08:00 Uhr erreichten wir dieses Gebiet, Wale ließen sich jedoch nicht blicken. Einen Versuch war es wert, dachten wir. Später machte Thomas uns vom Steuer mit dem Satz „So Mädels, dann macht euch mal klar zur Walbeobachtung“ hellwach. Jörg war gerade im tiefsten Mittagsschlaf und Kerstin und ich ruhten im Cockpit.

Delfin_unterwegs

Man muss dazu sagen, dass ja immer noch eine ordentliche Welle unterwegs war, keine Idealbedingungen für Walbeobachtung. Aber wir sahen es, den Blas von einem Wal, ganz deutlich, 2-3 Mal, dann den Rücken mit der Flosse, dann war er schon wieder abgetaucht.


Kurz darauf das nächste Highlight – 2 Streifendelfine schwammen mit uns um die Wette, tauchten auf und guckten uns beim Segeln zu. Wir waren beeindruckt.


Um 14:00 Uhr hatten wir bereits 80 nm hinter uns gelassen, noch war der Wind gut. Kurze Zeit später ließ er jedoch nach und drehte dabei nördlicher, blöd, denn wir wollten nach Nordosten. Bald schon lag Montecristo an und die Fahrt ging auf 4 kn zurück. Wir scherzten noch kurz, dass wir bis Nordkorsika weitersegeln könnten oder aber nach Giglio aufkreuzen. Nur noch 22 Meilen, aber nach der nächsten Wende war der Wind tatsächlich weg. Mittlerweile 17:00 Uhr beschlossen wir, die Segel zu bergen, unter Motor zu fahren und dabei schon mal zu kochen. Was für eine Herausforderung! Die Welle hatte leider niemand ausgeschaltet und so hatten Jörg und ich alle Hände voll zu tun, uns und das Geschirr festzuhalten und gleichzeitig Essbares zu produzieren. Das Risotto, bei einiger Schaukelei im Cockpit serviert, war dann jedenfalls lecker. Im Dunkeln, um 20:56 Uhr fiel der Anker in der Bucht Seno del Campese und wir stellten fest, dass wir uns den Anleger definitiv verdient hatten.

Am nächsten Tag – Dienstag – war Ölzeugwetter. Eine Sigtseeingtour rund Giglio erschien uns daher nicht so attraktiv. Einer von zwei richtigen Regentagen, dass lässt sich verschmerzen, so haben wir unser Ölzeug wenigstens nicht umsonst mitgenommen.

36 Meilen sind es bis Golfo della Lacona auf Elba, schnell zurückgelegt bei den Bedingungen. Nur ein weiteres Schiff war in der Bucht, das sah vor einigen Wochen noch völlig anders aus. Das Ende der Saison machte sich bemerkbar. Am Mittwoch gab es dann nochmals Regen, aber immerhin mit reichlich Wind auf Vorwindkurs, den Thomas perfekt steuerte. Angekommen im Golfo della Biodola an der Nordküste Elbas lagen wir vollkommen allein in der Bucht.

Der letzte Tag war nochmal besonders schön, ein Sommertag mit spannenden Segelmanövern, da der Wind mehrfach drehte. Ein sehr schöner und abwechslungsreicher Törn lag hinter uns, 427 Meilen, davon 307 unter Segeln, 9 Nächte vor Anker, 1 Wal, 8 Delfine, 1 Schwertfisch, Unmengen Unterwasserglühwürmchen, Sonne, Baden in kitschig-türkisgrünem, glasklaren Wasser und vor allem – Spaß. Und so bargen wir gegen 15 Uhr vor San Vincenzo die Segel mit etwas Wehmut, aber auch Vorfreude auf das nächste Mal.