Ostseerunde 2015

Zeitraum:28. Juni bis 21. August 2015
Schiff:Moody 41
Crew:Jörg und 14 wechselnde Mitsegler

Route: Kröslin – Stockholm – Mariehamn – Turku – Tallinn – Riga – Danzig – Kröslin 1.948 nm

Für die Ostseerunde 2015 nahm ich mir im Sommer acht Wochen Zeit, die längste Zeit am Stück bisher. Ich begann 1,5 Jahre vorher mit der Planung und die Törnroute enstand letztendlich durch die Interessen und zeitlichen Möglichkeiten der Mitsegler. Es wurde eine außergewöhnliche Reise.

1. Törnabschnitt Kröslin – Stockholm 511 nm 28. Juni – 10. Juli 2015

Route: Kröslin – Christiansø – Sölvesborg – Hanø – Karlskrona – Blankaholmen – Västervik – Spårö – Armnö – Öxelösund – Stockholm

Die Mitsegler auf diesem ersten Törnabschnitt waren Christian, Herbert, Indira und Synke. Besonders war das Wetter, sommerlich warm, meist wenig Wind. Sehr besonders die Fahrt durch den Kalmarsund. Für die ca. 120 nm ließen wir uns 3 Tage Zeit. Es wehte nur leichter Wind aus südlichen Richtungen und das Wasser war spiegelglatt. Unter Gennaker waren wir teilweise nur mit 1 kn Fahrt unterwegs. Nachts wurde es nicht richtig dunkel, tagsüber wurde es sommerlich warm. Zwischendurch bargen wir die Segel und badeten unterwegs. Die ganze Zeit war kurze-Hosen-Wetter. Weil wir so langsam unterwegs waren und es dabei so schön war, gab es keinen Grund, nachts in einen Hafen zu fahren.

Nachtfahrt Kalmarsund

Wir wechselten uns alle 4 Stunden ab und erlebten den wohl schönsten Sonnenuntergang und Sonnenaufgang kurz danach. Eigentlich wollte man gar nicht ankommen. Zeit schien nur eine untergeordnete Rolle zu spielen. Nächster Stop war Blankaholmen, inmitten der Schären gelegen. In Västervik füllten wir nur unsere Vorräte auf und suchten uns eine Ankerbucht um die Ecke. Armnö war besonders schön, ein Felsliegeplatz. Eine friedliche und besondere Insel, deren weitere Bewohner Kühe sind. Mit reichlich Wind und etwas Regen ging es über Oxelösund in Richtung Stockholm, wo ein Teilcrewwechsel und Sightseeing geplant waren. Stockholm empfing uns mit Regen und Windböen. Der Wasahamnen war voll und wir legten deshalb in der Marina Waldemarsudde etwas außerhalb an. Für Indira und Herbert endete hier der Törn, neu hinzu kamen am Petra und Max. Zusammen erkundeten wir am nächsten Tag die Altstadt, suchten das beste Lakritzeis – aus vier der verkosteten Sorten, einen Laden für Bootszubehör und einen Supermarkt.

2. Törnabschnitt Stockholm – Tallinn 400 nm 12. Juli – 31. Juli 2015

Route: Stockholm – Kopparnäs – Gräddö – Käringsund – Notviken – Kårdiskan – Mariehamn – Möholm – Seglinge – Lappo – Norrskata – Turku – Stör Melo – Högsara – Byxholm – Inssarö – Naissare – Tallinn

Am 13. Juli starteten wir und suchten uns unterwegs eine vielversprechende Ankerbucht in den Stockholmschären. Wir planten den weiteren Törnverlauf und entschieden uns für eine Nachtfahrt zu den Ålands. Nennenswerten Wind erwarteten wir nicht, tatsächlich legten wir die gesamte Strecke unter Motor zurück. Die Lichter der Fähren, die Nachts besonders langsam fahren, begleiteten uns. Ganz früh morgens kamen wir in Käringsund an. Die Landschaft wirkte nochmal anders, als in Schweden. Wir fühlten uns weit entfernt von unserem Alltag. Von hier aus segelten wir Richtung Süden und fanden uns im verträumten Notviken wieder, Tags darauf entdeckten wir Kårdiskan, eine einsam gelegene Felsinsel, so schön, dass wir bis Freitag dort blieben und von dort nach Mariehamn aufbrachen. Hier endete für Christian, Max und Synke der Törn; Susanne und Beda kamen an Bord.

Von Mariehamn in Richtung Turku  und weiter Richtung Hanko fiel die Wahl des nächsten Liegeplatzes schwer. In einer unglaublichen Anzahl gibt es die schönsten Inseln. Man bräuchte wohl Jahre, um alle kennenzulernen. In Turku vervollständigte Ulla die Crew. Das Sommerwetter hatte sich zunächst verabschiedet und mit reichlich Wind und Regen ging es von Jussarö über den finnischen Meerbusen nach Naissare, einer Tallinn vorgelagerten Insel. Tallinn erreichten wir Freitag mittag. Auf diese Stadt waren wir sehr gespannt.

3. Törnabschnitt Tallinn – Riga  340 nm 31. Juli – 13. August 2015

Route: Tallinn – Naissaare – Lohusalu – Dirhami – Haapsalu – Kuivastu – Koiguste – Kuressaare – Ruhnu – Mērsrags – Riga

Ulla und Petra reisten von hier zurück, Karla und Klaus kamen neu, Synke wieder dazu. Unser Highlight in Tallinn war ein Spaziergang durch die Gassen der interessanten Altstadt Nachts um eins. Von einer Festung aus bewunderten wir zusammen mit vielen anderen, wie sich der Vollmond über den Horizont schob. Vor der Weiterfahrt machten wir uns noch auf eine abenteuerliche Suche nach Gas. Montag Nachmittag erreichten wir wieder Naissare. Eine kleine idyllische Insel, die früher militärisches Sperrgebiet war und neben wilder Natur allerhand Hinterlassenschaften aus dieser Zeit aufbietet. Der Strand schön und einsam, das Wasser kalt. Baden gingen wir trotzdem.

Die gesamte Küste erwies sich als Kontrastprogramm zu den Inseln der letzten Wochen. Eine wenig besegelte Küste mit freundlichen Menschen, schönen kleinen bis kleinsten Häfen und langen weißen Sandstränden erwartete uns. Besonders – Koiguste ein Anleger in seichtem Gewässer, der Tiefenmesser zeigte bereits zuwenig an und wir tasteten uns langsam vorwärts. Es erwartete einen Einsamkeit, eine nette Hafenmeisterin und die Frage, für wann sie die Sauna anheizen soll. Kuressaare ebenfalls ein spannender Ort. Auf der Suche nach einem Anbieter für Bootszubehör (wir benötigten dringend Zubehör für unsere Bilgenpumpe), lernten wir den Ort gut kennen und fanden auch den Flughafen für Synkes Rückflug. Riga erreichten wir zwei Tage später. Wir lernten eine lebendige Stadt, bunt und voller fröhlicher Menschen kennen. Hier war der letzte Crewwechsel. Für den Heldentörn kamen Thomas und Julia an Bord. Heldentörn deshalb, weil die verbleibenden 600 Meilen in einer Woche zurückzulegen waren.

4. Törnabschnitt Riga – Kröslin 626 nm 16. Agust – 21. August 2015

Route: Riga – Danzig – Kröslin

Und so war der letzte Törnabschnitt ursprünglich nonstop von Riga nach Kröslin geplant. Da wir anfangs recht schnell vorankamen, bot sich ein Zwischenstop in Danzig an. Bedingt durch das Wetter war es bis Danzig etwas mühevoll. Durch die sehr grobe See bei bis zu 7 Bft fiel ein Crewmitglied aus und die verbleibenden Beiden wechselten sich im 3-Stunden-Takt ab.

Danzig erreichten wir nach 47 Stunden. Wieder eine interessante lebendige Stadt. Am Mittwoch kam Astrid für die letzten Meilen an Bord, das Wetter gab sein Bestes, Seekrankheit war überwunden und die Fahrt bis nach Kröslin sehr entspannt. Am Freitag Abend machten wir am Steg fest, acht Gastlandsflaggen waren gehisst, unzählige Erinnerungen im Kopf.

Wir wollen, müssen und werden das wiederholen. Acht Wochen waren gut – zehn Wochen werden besser.