Kroatien im Regen

Zeitraum:19. September bis 03. Oktober 2020
Schiff:Grand Soleil 45 „Matterhorn“
Crew:Synke und Jörg mit Christian, Doreen und Gunnar

Den Herbst 2020 könnte man wohl kaum als typisch für die kroatische Adria bezeichnen. Wir hatten weitaus mehr Regen und Sturm, als in allen anderen Kroatientörns zusammen.

Sibenik-Nachts

Am 18.09.2020 kamen wir Nachmittags im 30°C-warmen Sibenik an. Weil die Altstadt nicht so außerordentlich groß ist, liefen uns gleich mal Doreen und Gunnar über den Weg, die am Samstag mit uns zu ihrem ersten Segeltörn starten wollten. Wir trafen uns später im Lieblingsrestaurant zum Essen und freuten uns über die auch Abends noch warmen Temperaturen. Christian, unser fünftes Crewmitglied hielt uns von unterwegs aus auf dem Laufenden über seine voraussichtliche Ankunft. Die Crews für die anderen beiden Schiffe haben abgesagt, da Sibenik noch zu den Risikogebieten zählte und keiner Zeit für Quarantäne hatte.

Sibenik im Dunkeln ist immer wieder toll, wenn auch wenige Touristen unterwegs waren, oder vielleicht gerade deswegen. So, das waren sie dann, die Sommertage unseres Törns.

Schon am Samstag, auf dem Weg zum Supermarkt ging es los. Im Supermarkt konnten wir das laute Prasseln der Regentropfen auf dem Dach hören! Krass. Dann jedenfalls das Übliche, Einkäufe verstauen, Klamotten verstauen (das Schlimmste!), für die Autos einen kostenfreien Parkplatz suchen, Schiffseinweisung, nochmal Abendessen im Tinel.

Steuerfrau-Doreen

Los ging`s am Sonntag, nicht ganz so warm, aber sonnig und mit ausreichend Segelwind. Auf einem schönen Am-Wind-Kurs steuerte Gunnar begeistert unser Tagesziel Zirje an, hier die Uvala Mala Stupica im Süden. Blöderweise misslang das Bergen des Vorsegels völlig und schnell war klar, da ist was kaputt. An der Mooring festgemacht war daher erstmal Bastelstunde und Jörg durfte in den Bootsmannstuhl und wir kurbeln. Synke ein Viertel, Christian ein Drittel und Gunnar den Rest. Oben angekommen fehlte ein Werkzeug und kein Fall zum Hochziehen war mehr verfügbar. Naja, bisschen Training eben.

Also, einmal nach unten und nochmal nach oben. Synke ein Viertel, Christian ein Drittel und Gunnar den Rest. Zunächst löste Jörg das Vorsegel. Das landete dann erst auf Christian und danach im Wasser (ach nö!). Nach einer kleinen Rüge an Jörg, hievten wir also das Segel wieder an Bord und Jörg konnte das obere Lager der Rollvorrichtung behelfsmäßig reparieren. Nach einer guten Stunde war das Vorsegel wieder oben und es war höchste Zeit für den Anleger. Die Sonne war aber bereits untergegangen und zum Baden war es uns dann zu kühl. Trotzdem ein sehr schöner Abend in der Bucht.

Montag segelten wir nach Primosten, auch am Wind. Aber so richtig schnell wollte die Matterhorn nicht werden. Später haben wir das mal untersucht und die Bremse gefunden – ein bewachsener Bootsrumpf, bedingt durch die geringe Nutzung in den Monaten der Saison. Das war etwas schade, wussten wir doch, wie schnell das Schiff sein kann; ließ sich aber nicht ändern.

Nun aber an der Mooring in Primosten das volle Programm: Baden, Kaffee und Kekse und Dinghy ins Wasser lassen. Dabei hat sich das Wasser selbst ins Dinghy gelassen, durch ein großes Loch, viel zu schnell, um damit bis zum Hafen zu kommen. Noch ne Baustelle. Machte aber nichts, denn wenig später ging der erste von vielen Regenschauern nieder. Abends beim Essen hatten wir dann unseren eigenen kleinen Wasserlauf am Mast und die Bilge war am nächsten Morgen voll. Da wurden nun die tollsten Phantasien entwickelt, wie man diese am einfachsten ausschöpfen kann. Gunnars Grundidee, dies mit Hilfe der Dinghypumpe zu bewerkstelligen, erweiterte Christian um eine leere Wasserflasche mit Loch – genial! Hat super funktioniert.

Wir konnten das nun regelmäßig ausprobieren, da es nun fast jede Nacht regnete. Bleiben wir mal positiv, wenigstens war es nicht tagsüber. Noch nicht.

Der Rest der Woche war schön, Doreen und Gunnar sehr begeistert und es hat wirklich viel Spaß gemacht. Es folgten Stops in Kakan, Murter und Kaprije. Mit von der Partie zwei schöne Sturmnächte, dafür war es tagsüber eher mau mit dem Wind. Bei unserer Rückkehr nach Sibenik am Freitag hatten wir denn auch sage und schreibe 97 Meilen zurückgelegt.

Ein bißchen traurig waren wir dann schon, als Gunnar und Doreen nach Hause fuhren. Die Woche hatte allen Spaß gemacht.

Für uns wurde es nicht langweilig, denn am Samstag folgte erst mal wieder eine Sturmnacht und für Sonntag war ein kräftig blasender Jugo vorhergesagt. Wir wollten nach Nordwesten, der Wind kam also von hinten. Endlich einmal kamen wir gut voran. Gegen 13.00 Uhr passierten wir die herzförmige Insel Galesnjak und dann sahen wir die dicke Wolke angezogen kommen. Etwa genau querab der Durchfahrt zwischen Pasman und Ugljan fing es dann urplötzlich an zu schütten. Was waren wir froh, dass wir gerade die Genua weggerollt hatten – aus einem Bauchgefühl heraus. Gewitterböen beschleunigten uns, so dass das Schiff kaum noch zu steuern war. Schnell beschlossen wir, das Groß zu bergen. Bei mittlerweile 40 Knoten Wind wurden wir nun sehr schnell sehr nass. Die Sicht war praktisch Null. Das Wasser lief aus den Schuhen wieder heraus. 10 Minuten später war der Spuk vorbei, wir holten für die letzten Meilen nochmal die Genua heraus und waren kurz später in Preko fest. Kurz bevor der nächste Sturzguss niederging. Später kam dann noch Sturm dazu, mal wieder. Das blieb bis zum nächsten Morgen so und dann kam endlich wieder das schöne Wetter heraus. Preko ist ein netter Ort und hat uns gefallen. Die Schuhe haben immerhin drei Tage gebraucht, bis sie wieder trocken waren.

Am Montag, nach unserer kleinen Ortsbesichtigung legten wir um 13:20 Uhr ab (richtig, wir sind keine Frühaufsteher!) und fanden nach etwa 10 Meilen die schönste Bucht des Törns: Uvala Muline (Ugljan). Die Bucht ist am Rande sehr strömungsreicher Bereiche und das Wasser war genial klar. Und Delfine gabs auch und einen netten Mr. Muring, eine schöne Wanderung in die Bucht um die Ecke und ein einfaches, aber zu unserer Überraschung sehr gutes Restaurant am Hafen. Und kein Regen in der Nacht!

Uvala-Muline
Spinnakerkurs

Dienstag konnten wir nun endlich mal den Spi auspacken und die gesamte Strecke unter Spi segeln. Bei Sonne! Cool. Wir landeten in der durchaus sehr schönen Uvala Hiljaca (Zut). Mittwoch war schon wieder ein superschöner Segeltag, auf Raumschotkurs mit Sonne und Delfinen. Wir banden uns um 17:45 Uhr in der Uvala Tratinska (Zirje) an der Mooring fest. Baden war mittlerweile keine Option mehr, das haben die Lufttemperaturen einfach nicht mehr hergegeben. Am Donnerstag wollten wir nochmals nach Primosten und dachten, das sei eine gute Idee. Bei Südostwind stellten wir uns vor, dass die Bucht gegen den erwarteten Jugo Nachts gut geschützt sei. Das Gute ist, dass man aus solchen Fehlern schnell lernt.

Nachts zog dann also der nächste Sturm durch und die Welle stand natürlich doch in der Bucht und wunderbarerweise lagen wir quer zur Welle. Wenn man schläft, ist das ein bisschen, wie in einer Babywiege. Wenn man aber kochen und essen will, macht das überhaupt keinen Spaß. Nachts, als die heftigen Böen dazukamen, fühlten wir förmlich, wie unsere Leine immer dünner wurde. Es zerrte und ruckte, knarzte und rumste. Schließlich kletterte Jörg durch die Decksluke raus bei Regen und Sturm, um noch eine zweite Leine einzubinden. Kurz sollte die Nacht eh sein, der Jugo nur für ein paar Stunden Pause machen, um dann wieder weiter zu machen. Da wir keine Lust auf 30 Knoten Wind beim Anlegen in Sibenik ohne Bugstrahlruder (hatte ich schon erwähnt, dass unser Bugstrahlruder ausgestiegen war?) hatten, legten wir also um 06:55 Uhr ab, ohne Frühstück. Das hätte bei der Schaukelei eh keiner essen wollen. Die letzten Meilen bis Sibenik hatten wir wieder achterlichen Wind. Bei schönstem Sonnenschein glitten wir entspannt zwischen den Inseln hindurch. Wir tankten noch schnell unterwegs und waren um 10:20 Uhr in der Marina Mandalina fest.

Abends entdeckten wir in Sibenik unser neues Lieblingsrestaurant, das Peperancino. Ein ganz kleines, sehr schön in den verwinkelten Gassen gelegenes Restaurant mit supernetter Bedienung und sehr gutem Essen. Zufrieden kehrten wir auf`s Schiff zurück, vergewisserten uns wegen des angekündigten Sturmes, dass die Leinen halten und stießen ein letztes Mal auf diesen gelungenen Törn an.

Am Samstag machten wir uns entspannt auf den Rückweg, bei sonnigem, warmem und stürmischem Wetter. Wir machten einen Abstecher nach Lukovo, unserer schönen Bucht. Entdeckt 2016. Der Wind pfiff uns dabei ordentlich um die Ohren. Dann zuckelten wir weiter die Küstenstraße entlang zunächst nach Rijeka, weiter nach Passau und von dort nach Hause. Der Regen meinte es auch unterwegs besonders gut mit uns, aber wir waren ja bereits abgehärtet.

Wenn sich nun unser Törnbericht anhört, als ob es nicht schön gewesen wäre – weit gefehlt! Am Ende ist es IMMER schade, wenn ein Törn zu Ende geht. Dieser war halt recht speziell. Und bei NCP haben wir auf jeden Fall was gut für die vielen Baustellen an Bord. Im Herbst 2021 wird dann der diesjährige Törn nachgeholt, mit drei Schiffen und vielen Freunden!