Herbsttörn 2020 Flensburg-Breege

Einmal Flensburg und zurück: hin im schnellen ICE, zurück eine andere Art von schnell, eine kalte, windige, wellige und vor allem schöne Angelegenheit. Drei Schiffe, 9 Segler, 200,6 Meilen, davon 185 unter Segeln.

Der Zug war pünktlich, wenn auch falsch herum (Es ist ja auch langweilig, wenn die Wagenreihung passt, oder? Ein bißchen Frühsport mit zentnerschwerem Segelgepäck hat noch keinem geschadet!) Schiffsübernahme und Einkauf waren bis 17:00 Uhr erledigt. Unser Abendessen im Vertigo war spitzenmäßig. Danach trafen wir uns mit den anderen Crews, um die Törnroute zu besprechen. Da die Martha Marie – eine Bavaria C 45 – einen zu hohen Mast hatte, war klar, dass wir Fehmarn nördlich passieren müssen. Oder auch „außenherum“. Nach Abwägung der Möglichkeiten und Wünsche entschieden wir uns für die deutsche Küste.

Unsere Route: Flensburg – Maasholm – Laboe – Burgtiefe – Warnemünde – Kloster – Breege

Zuerst die Flensburger Förde, macht immer wieder Spass, auch an diesem Sonntag. Nicht zu wenig Wind und ein Raumschotkurs sorgten für einen schnellen und entspannten Segeltag bei Sonnenschein. In Maasholm war erst einmal Zeit für Hafenkino, aber das behalten wir für uns. Und wir merken uns speziell, dass wir bei viel Wind lieber mal das Großsegel vorm Auswehen sichern. Das nächste Mal!

Am Montag folgte ein Am-Wind-Kurs nach Laboe, auch schon mal mit etwas Regen. In der Marina Laboe „übte“ ich zunächst rückwärts gegen den Wind ausrichten – nicht, das ich das üben müßte, aber die Jungs banden ganze 3 x die Leinen um, bis wir uns endlich für einen Liegeplatz entschieden hatten. Tja.

Bei unserer abendlichen Umtrunk- und Besprechungsrunde einigten wir uns wegen der langen Strecke nach Burgtiefe, am Dienstag schon um 07:30 Uhr abzulegen. Da merkten wir dann auch, dass es schon Herbst ist. Um 07:00 Uhr war es noch ganz gruselig dunkel. Vor Sonnenaufgang also legten wir ab. Anfangs fast ein Halbwindkurs, wussten wir aber, was noch kommen würde. Bis Puttgarden lief es noch sehr gut, mit durchschnittlich 8 Knoten hatten wir den Fährhafen gegen 14:00 Uhr querab und wie das mit den Fähren so ist, fuhr sie gerade los. Mit ausreichend Speed passierte sie uns in 250 m Abstand. Von hieran ging es nun gegenan, also aufkreuzen. Die Strecke ist nicht lang, aber es zog sich und die Wellen machten es nicht besser. Staberhuk mussten wir uns erkämpfen, bei einem Wendewinkel von 110° (durch das gereffte Vorsegel). Und kalt war es zudem. Buchstäblich im allerletzten Tageslicht erahnten wir die unbeleuchteten Fahrwassertonnen mehr, als wir sie sahen. Dies war der kälteste und unangenehmste Tag der Woche. Ich persönlich hätte darauf verzichten können. Aber, dann hätten wir ja auch nicht so gut und gemütlich im Goldenen Anker essen können; und immerhin hatten wir für den nächsten Tag schon eine Ruhepause beschlossen, denn es sollte regnen mit Wind von vorn. Das bedeutete: ausschlafen – ja! Mittags frühstücken – ja! Rumgammeln – ja! All das machten wir, viel mehr aber auch nicht.

Mittwoch Nacht fegte ein Sturm über die Ostsee. Heftige Böen und sinkender Wasserstand: eine Crew lernte, wie man sich nicht festbindet. Am Donnerstagmorgen war dann alles vorbei und wir rauschten mit den restlichen Böen nach Warnemünde, während die anderen noch Wismar dazwischenschoben. Ein richtig schneller Halbwindkurs und viel Sonne bei – fast – frühlingshaften Temperaturen, das war wieder ein Segeltag ganz nach unserem Geschmack. Der Nachmittag reichte dann auch für einen kleinen Ausflug nach Warnemünde mit Strand, Mole und Eiswaffel.

Der Freitag war wieder so ein richtiger Bilderbuchsegeltag, der Wind passte, die Sonne passte, die Laune passte. Eigentlich war es der schönste Segeltag der Woche und so gar nicht zum abgewöhnen. Nach dem Segelsetzen brauchten wir für die 25 nm bis Darsser Ort genau 3 Stunden. Zunächst wählten wir einen Raumschotkurs, um ein paar Meilen hinauszusegeln. Als wir das Windfeld erreicht hatten (das machte sich durch permanente Sonnenschussgefahr bemerkbar), rollten wir das Vorsegel weg und gingen auf Vorwindkurs. Die Welle von schräg achtern schob kräftig mit und feinfühliges Steuern war angesagt. Unser Topspeed war 10,5 Knoten. Die Tonner Darsser Ort West war um 10:49 Uhr querab. Wir blieben noch ein paar Minuten auf Kurs und fuhren dann die Q-Wende, banden den Bullen wieder ein, diesmal an backbord und ließen uns vom Wind weiter vorwärts pusten. Da die Welle nun etwas nachließ, war zudem Zeit für das zweite Frühstück.

Um 14:48 Uhr erreichten wir das erste Tonnenpaar des Hiddenseefahrwassers und bargen die Segel, da der Wind zunächst fast von vorn kam. Etwas später rollten wir das Vorsegeln nochmal aus und segelten, bis wir in die Windabdeckung kurz vor Kloster kamen. Im Hafen Kloster war es erwartetermaßen leer, bis auf ein paar Segler, die alles besser wußten. Komische Leute.

Jetzt genossen wir erst einmal das Angekommensein bei Kaffee und Keksen, verpassten dabei fast einen spektakulären Sonnenuntergang und drehten noch eine kleine Runde durch den Ort und zum Strand. Das Spätaufstehen am Samstag genossen wir ausgiebig und nach dem Frühstück folgte die traditionelle Wanderung zum Dornbusch und von dort an die Küste. Aus dem Nieselregen tauchten dann die Schiffe unserer Freunde auf, die an der Herbstregatta von Iventsailing teilnahmen. Zeit, um zum Steg zurückzukehren und ihnen die Leinen abzunehmen. Da kam der zweite Auftritt der komischen Leute, die sich mit Sätzen wie“ Müßt ihr ausgerechnet in die Box neben mir fahren?“ ganz fürchterlich beliebt machten. Egal, wir freuten uns über die anderen, die wir schon lang nicht mehr gesehen hatten. Nach dem gewohnt guten Abendessen im Wieseneck trafen wir uns noch in netter Runde.

Das war es dann auch schon fast. Es blieben noch die restlichen Meilen bis Breege, dabei Sachen packen, dann tanken und anlegen. Schön war sie mal wieder, die Woche. Ein schöner Saisonabschluss.

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